Dunkelheit, Panik und Gewalt sind die Schlagworte, die den Horror–Shooter "Dead Space" am besten beschreiben. Nachdem der Titel bei der USK zweimal durchgefallen war, hat er letzen Endes doch sein Siegel erhalten. Doch warum ausgerechnet der blutige Schocker?
Das Grauen der Stille
Der Handlungsortvon Dead Space befindet sich - wie der Name schon sagt- im Weltraum. Ihr schlüpft in die Haut des Raumschiff-Ingenieurs Isaac Clarke, der gerade auf dem Weg zu einem Routine-Einsatz ist. Er soll Reparaturen am größten Raumschiff der Welt, der USG Ishimura, vornehmen. Doch nicht alles läuft nach Plan: Im Anflug auf den Metallriesen kommt es zu Komplikationen, ihr landet unsanft in einem Alptraum voller Blut und Gewalt. Denn die gesamte Besatzung der Ishimura ist mutiert und trachtet euch nun nach dem Leben. Eure Aufgabe ist es, herauszufinden, wie es zu den Mutationen gekommen ist. Zudem müsst ihr die Ishimura wieder flugtüchtig machen. Dass es hier alles andere als sanft zugeht, dürfte jedem klar sein. Das Schiff spiegelt ein Szenario wider, das wir auch in Filmen wie "Alien" oder "Event Horizon" finden.
USK weichgekocht
Bereits zweimal wurde "Dead Space" bei der USK eingereicht, bevor es beim dritten Mal eine Kennzeichnung bekam. EA reichte beide Male eine Revidierung ein, woraufhin das Spiel neu getestet werden musste. Hätte es aber nicht beim zweiten Mal schon aus sein müssen? Die erste Entscheidung war es, den Titel überhaupt nicht in Deutschland zu veröffentlichen.
Genau diese Frage stellt sich die Games-Branche auch und teilt sich gleichzeitig in zwei Lager auf. Die eine Seite freut sich über das erhaltene USK-Logo (keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG) und befürwortet diese Entscheidung. Die andere Hälfte ist zurecht skeptisch, da schon so manch anderer, viel seichterer Titel bei der USK scheiterte. Erst vor kurzer Zeit wurde der im Zweiten Weltkrieg angesiedelte Taktik-Shooter "Brothers in Arms: Hells Highway" geprüft und in seiner Urform für zu gewaltlastig befunden, weshalb in deutschen Landen nur eine sehr stark gekürzte Version in die Läden kam. Von Gewalt ist hier kaum noch etwas zu sehen.
Taktisches Zerstückeln
Doch was genau macht "Dead Space" zu einem diskussionswürdigen Titel? Zu einem ist es die ausgeprägte Gewalt, die für deutsche Verhältnisse sehr extrem ist. Der Held Isaac verfügt über die Fähigkeit, auf am Boden liegende Gegner einzutreten, wobei der eine oder andere Blutspritzer nicht ausbleibt. Auch darüber hinaus waren die Entwickler nicht gerade zimperlich, was den Blutgehalt angeht. Mancher Raum wurde sogar dekorativ mit dem roten Lebenssaft ausgekleidet, womit bei einigen Spielern für einen sehr hohen Ekelfaktor gesorgt ist. Doch das gameplaytechnisch Wichtigste und gleichzeitig Brutalste an "Dead Space" ist das „taktische Zerstückeln“. So könnt ihr die Schwächen der Gegner ausnutzen und ihnen die Gliedmaßen abtrennen, die sie benutzen, um euch zu attackieren. Im Laufe der Zeit kommt da einiges zusammen: Beine, Arme und Köpfe - bei "Dead Space" rollt alles! Zur Kuriositäten-Sammlung gehören auch eine Gegnersorte, die wie mutierte Embryonen aussieht, und bis zu 20 Sekunden lange Todesszenen, die euer Ableben auf besonders brutale Art und Weise darstellen.
Auch die Games-Branche ist über die lockere Art der USK erstaunt:
„In den letzten Jahren kann ich mich kaum an ein Spiel erinnern, das Gewalt dermaßen detailliert dargestellt hat. Um so verwunderlicher ist da die Freigabe der USK. In Epics berühmter 3rd-Person-Ballerei geht es beispielsweise nicht ganz so deftig zur Sache. Es zahlt sich anscheinend aus, wenn ein Publisher/Entwickler Ausdauer zeigt und Revision einlegt.“ - Stephan Michaelis von GameCaptain.
„Wie es Dead Space geschafft hat, letztendlich doch noch die USK-Hürde zu nehmen, ist mir ein Rätsel.“ […] „Auch hierzulande fließt Blut in Strömen, fliegen Körperteile durch die Gegend und Ragdollexperimente sind möglich. Doch obwohl die Atmosphäre des Titels auch von der brachialen Gewaltdarstellung genährt wird, sind es doch eher andere Dinge, die den eigentlichen Reiz des extraterrestrischen Horrortrips ausmachen.“ - Jens Bischoff von 4Players.
„Aber ich sterbe hier nicht einfach, nein, die Kreatur, die mich überwältigt hat, zelebriert mein Ableben in höchst grausamer Art. Da kann es schon mal passieren, dass man Zeuge einer 10-sekündigen Sequenz wird, in der zuerst die Arme, dann die Beine und mit einer gewissen Kunstpause auch der Kopf des armen Isaacs vom Rumpf getrennt werden.“ - Alexander Kaphahn von AreaGames.
„Manchmal sind die Wege der USK unergründlich: Nachdem wir „Dead Space“ im Juni zum ersten Mal anspielen durften, hätten wir Stein und Bein geschworen, dass die blutige Horrormär niemals ihren Weg nach Deutschland finden würde.“ – David Hain von Gamona.
Dass "Dead Space" trotz dieses Einwands ein Spiel mit einer atemberaubenden Atmosphäre ist, bleibt unbestritten. Dennoch muss man in dieser Form die Entscheidung der USK hinterfragen. Der Kurs der USK war bisher zwar immer etwas hart, aber dafür zumindest klar. Das Beispiel Dead Space erschüttert die Ansicht stark, und man stellt sich die Frage, ob sich wirklich nur EAs Beharrlichkeit ausgezahlt hat. Sollte die USK wirklich etwas „lockerer“ werden, hätte sich Epic nicht scheuen müssen, "Gears of War 2" auch in Deutschland zu veröffentlichen.
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